Zwischen europäischer Geschichte, weltpolitischen Fragen und Zukunftsvisionen für ein gemeinsames Europa
In diesem Jahr hatten wir als Schule zum ersten Mal die Möglichkeit, an dem Projekt SchulBrücke teilzunehmen. Bei diesem Projekt haben Jugendliche die Möglichkeit in Kleingruppen, interessengeleitet an eigenen thematischen Schwerpunkten, sowie in unterschiedlichen methodischen Workshops zu arbeiten. Dieses europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsprojekt ist ein Projekt der Deutschen Nationalstiftung. An dieser SchulBrücke haben Jugendliche aus Bulgarien, Polen, Tschechien und Deutschland teilgenommen und zusammen zu dem großen Hauptthema „SchulBrücke für die Zukunft Europas“ gearbeitet.
Die Besonderheit an diesem Projekt ist, dass es in deutscher Sprache stattfindet und sich somit alle Teilnehmenden sehr gut verständigen konnten. Gemeinsam haben wir uns mit der europäischen Geschichte, europäischen und weltpolitischen Fragen und Problemen und Zukunftsvisionen für Europa befasst. Geleitet wurde die SchulBrücke von Philosoph Dr. Frithjof Reinhardt und Julian Kamphausen. So hatten insgesamt acht Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 und 11 die erstmalige Chance vom 29. Februar bis 08. März 2024 nach Naumburg an der Saale zu fahren um dort an der SchulBrücke teilzunehmen.
Nach einer etwa zweistündigen Zugfahrt sind wir am Donnerstagnachmittag in unserer Jugendherberge in Naumburg angekommen und wurden von allen Teilnehmenden herzlich begrüßt. Schon der erste Abend war gefüllt von so vielen positiven Eindrücken. Am Freitagvormittag haben wir die Gelegenheit bekommen, alle der 48 Teilnehmenden besser kennenzulernen und uns gegenseitig über unsere Hobbys und Interessen auszutauschen. Im Vorfeld haben wir uns bereits auf die neun Tage in Naumburg vorbereitet, so auch auf die anschließenden Präsentationen unseres Heimatortes und unserer Schule. Wir hatten die Möglichkeit viel Neues über die Länder Polen, Tschechien und Bulgarien und deren Kulturen zu erfahren. Nach einer Mittagspause wurden wir in Gruppen aufgeteilt und durften selbstständig die Stadt erkunden. Jede Gruppe bekam verschiedene Arbeitsaufträge, die es in der Stadt zu erledigen galt. Im Anschluss haben die Gruppen ihre Ergebnisse vorgestellt.
Nach dem Abendessen fand dann das Highlight des Tages statt: das internationale Büffet. Jede Schule hatte die Aufgabe, landestypische oder regionale Snacks mitzubringen. Das Ergebnis waren kunterbunt gemischte Tische von Thüringer Rostbratwurst mit Kartoffelsalat über beliebte tschechische Süßigkeiten, Fisch, Brot, bis zu bulgarischem Schinken. Nach dem internationalen Büfett wurden wir alle von den bulgarischen Teilnehmenden aufgefordert, gemeinsam einen bulgarischen Volkstanz zu lernen. Nachdem das erste Eis gebrochen und sich die meisten auf die Tanzfläche getraut hatten, folgten sowohl polnische als auch tschechische Volkstänze, die wir mit großer Begeisterung lernten. Somit nahm der zweite Abend eine unerwartete, aber schöne Wendung. Unser Samstag startete mit einer 3 stündigen Vorlesung von Dr. Frithjof Reinhardt – Das Zukünftige in der Vergangenheit. Denn bevor wir über die Zukunft von Europa diskutieren können, ist es wichtig, unsere gemeinsame Vergangenheit zu kennen. Themen wie die Erdgeschichte, Probleme in der Gesellschaft und Politik, Zukunftsszenarien oder Kulturen begleiteten uns durch die Vorlesung.
Nach der Vorlesung erhielten wir während einem peripatetischen Spaziergang noch viele weitere Informationen in Bezug auf Naumburg und die Geschichte der Stadt. Am Nachmittag hielten wir unsere Präsentationen zum Thema “Symbole vergangener Zukunft”, auf die wir uns ebenfalls im Voraus vorbereitet hatten. Unsere Aufgabe war es, unsere Eltern und Großeltern zu fragen, was ihre Wünsche und Träume früher waren, und symbolische Gegenstände mitzubringen, die ihnen in ihrer Kindheit oder Jugend wichtig waren. In den Präsentationen war es sehr interessant zu erfahren, wie unterschiedlich Wünsche in der Vergangenheit, in verschiedenen Kulturen, ausgesehen haben. Danach war es unsere Aufgabe, sich mit unserer eigenen Zukunft auseinanderzusetzen. Wir haben unseren eigenen Zeitstrahl ausgefüllt, bis zum Jahr 2050, wo wir uns in verschiedenen Lebensabschnitten sehen. Danach haben wir in Gruppen unsere Zukunftsvorstellungen mit anderen Teilnehmenden, Lehrern und Lehrerinnen geteilt und uns mit ihnen über ihre Erfahrungen ausgetauscht. Am Sonntag begann unsere Arbeit in Arbeitsgruppen.
In unserer Vorbereitung hatten wir uns bereits in unsere Wunsch Themen eingetragen. Somit hat sich jede Gruppe mit einem anderen Thema auseinandergesetzt. Themen für die Arbeitsgruppen waren unter anderem Fragen zum guten Leben, ökonomische oder ökologische Fragen oder Fragen zu Europa in der einen Welt und zum Zusammenleben im Weimarer Dreieck. Jede Gruppe hat sich ausführlich mit ihrem Thema beschäftigt, sodass bis zum nächsten Tag ein Fachtext zum Thema entstehen sollte. Trotz schwerer Themen herrschte immer ein sehr angenehmes und lockeres Arbeitsklima, sodass es uns nicht schwer gefallen ist, intensiv in den Arbeitsgruppen zu arbeiten. Nach der Arbeit in den Arbeitsgruppen haben wir das traditionelle Brücken-Spiel gespielt. Unsere Aufgabe war es, in zwei Gruppen eine Brücke nur aus Holzstäben über einen imaginären Fluss zu bauen. Dabei durften wir bestimmte Bereiche nicht betreten und der anderen Gruppe nur durch Kommunikation helfen. Dieses Spiel hat wieder einmal verdeutlicht, wie wichtig Kommunikation und Geduld im Alltag sind.
Am Montag wurden alle Ergebnisse der Arbeitsgruppen fertiggestellt, sodass sie am Nachmittag in einer Agora-Runde präsentiert werden konnten. In unserem Seminarraum wurde eine Agora, also ein Versammlungsplatz im antiken Griechenland, nachgestellt und dort sollten wir dann in Kleingruppen unseren Sachtext präsentieren. Zwischen Fertigstellung und Präsentation blieb uns aber noch ausreichend Freizeit, um die Sport- und Spielmöglichkeiten unserer Jugendherberge zu nutzen. Für viele war die Exkursion nach Leipzig am Dienstag das Highlight der Woche. Am Dienstagmorgen fuhren wir als große Gruppe mit dem Zug nach Leipzig, um uns die Messestadt gemeinsam anzusehen.
Am Leipziger Hauptbahnhof angekommen, teilten wir uns in kleinere Gruppen auf, um die Stadt mit einer kleinen Führung kennenzulernen. Durch die Leipziger Innenstadt führte uns unser Weg neben dem alten Rathaus, dem Marktplatz und dem neuen Rathaus auch ins Innere zahlreicher Kirchen, wie der Nikolaikirche oder der ehemaligen Paulinerkirche auf dem Augustusplatz in Leipzig. Diese wurde 1543 im Zuge der Säkularisation der Universität Leipzig übereignet. Heute ist die ehemalige Paulinerkirche ein Universitätskomplex, welcher jedoch noch ein kirchenähnliches Gebäude, das Paulinum, enthält. Nach einem Vortrag im Rathaus hatten alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Leipzig allein zu erkunden. Am späten Nachmittag sind wir wieder alle zusammen mit dem Zug zurück nach Naumburg gefahren.
Am Mittwoch begann unsere Arbeitszeit in den Workshops. Es wurden Workshops wie Mobiler Journalismus, alternatives Design, kreatives Schreiben und Fest der Zukunft angeboten. In jedem Workshop galt es, Kreativität und Teamarbeit zu zeigen, um am Donnerstagnachmittag die Ergebnisse der Gruppen zu präsentieren. Nachdem fast alle Gruppen ihre Arbeitsergebnisse präsentiert hatten, erhielten alle Teilnehmenden ein Zertifikat, welches die Teilnahme an diesem internationalen Projekt bestätigte. Während einer kurzen Pause hatte auch der letzte Workshop, das “Fest der Zukunft“, Gelegenheit, seine Ergebnisse vorzubereiten. In diesem Workshop haben wir uns intensiv damit beschäftigt, was für uns Zukunft bedeutet und was wir erwarten, wenn wir über die Zukunft sprechen. Unsere Aufgabe war es, unseren letzten gemeinsamen Abend in Naumburg zu planen und zu organisieren.
Das besagte Fest war ein krönender Abschluss der neun Tage in Naumburg. Wir haben zusammen Spiele gespielt, gelacht, getanzt und gesungen. Wieder einmal hat man dabei gemerkt, dass Musik alle Kulturen verbindet. Der Donnerstagabend war ein gelungener Abschluss für alle. Nachdem wir bereits unsere Koffer gepackt hatten, sind wir am Freitag ein letztes Mal zusammen frühstücken gegangen. Danach hieß es auch schon Abschied nehmen, denn die meisten Teilnehmenden hatten einen langen Weg zurück nach Hause. In diesen wenigen Tagen haben wir alle unglaublich viel gelernt und das nicht nur zum Thema Europa. Wir haben so viel über andere Kulturen gelernt, andere Sprachen, haben so viele neue Menschen aus ganz Europa kennengelernt. Während dieser Zeit in Naumburg sind Freundschaften entstanden, die mit Sicherheit auch in Zukunft noch aufrechterhalten werden. Vielen fiel der Abschied schwer, sodass das ein oder andere Auge nicht trocken geblieben ist. Denn man merkt immer erst beim Abschied, was es einem bedeutet. Wir alle werden noch lange Zeit von diesem Erlebnis zehren, denn alle Teilnehmer konnten einiges für ihre eigene Zukunft mitnehmen.
Ein Beitrag von Teilnehmerin Nele Makurath aus Klasse 10.